Seit 2019 unterstützt Aktion Kindertraum das Projekt „Aus der Stille in den Klang“, es hilft Kindern mit Cochlea-Implantat, Musik zu hören und auf Instrumenten wie Klavier oder Violine tatsächlich auch zu spielen. Die Gründerin und Geschäftsführerin Ute Friese und Projektleiterin Helga Berndmeyer ziehen ein Resümee nach vier Jahren konkreter Aufbauhilfe.

Ute Friese lernte Elena Kondraschowa auf kuriose Weise kennen. Sie erinnert sich: „Wir hatten 2019 unser Büro noch in Hannover-Linden am Pfarrlandplatz und eines Tages kommt eine Frau in unsere Geschäftsstelle und sagt: ‚Guten Tag, mein Name ist Elena Kondraschowa, haben Sie einen Moment Zeit, ich habe eine Idee.“ Aus diesem Moment wurden dann vier Stunden in denen die Musikerin und Musikwissenschaftlerin Elena Kondraschowa eine von ihr entwickelte Methode erklärte, wie man Musik für Kinder mit Cochlea-Implantat nicht nur näherbringt. Es wird ihnen sogar ermöglicht, Musik auf Instrumenten wie der Geige oder dem Piano spielen zu lernen. „Wobei ich erst einmal lernen musste, dass hörgeschädigte Kinder mit einem Cochlea-Implantat eben nicht sofort hören können – das Gehirn muss erst lernen, die Töne umzusetzen. Anfänglich sind Töne, ist die Musik einfach nur sehr laut und von Melodik weit entfernt.“

Prominente Unterstützer, international renommiert

Nun wollte Elena Kondraschowa die von ihr entwickelte und mittlerweile geschützte Musik-Methode nicht nur an wenigen Kindern angewandt wissen, sie wollte sie einer breiteren Öffentlichkeit und damit mehr als nur einigen Kindern zugänglich machen. „So übernahm Aktion Kindertraum die Kosten für diesen besonderen Musik-Unterricht an der Hartwig-Claußen-Schule in Hannover, die für hörgeschädigte Kinder Unterricht anbietet.“ Bedingt durch Corona ging es dann erst so richtig los im November 2021, inklusive einer wissenschaftlichen Begleitung, denn die Kondraschowa-Methode war ja bislang noch nicht breiterer Basis erprobt. „Schließlich wollten wir zudem das Projekt mehr ins öffentliche Bewusstsein befördern und suchten nach prominenten Botschaftern“, erzählt Ute Friese, „die wir dann auch fanden in dem international bekannten DJ und Produzenten Mousse T. und dem renommierten auf vielen Konzertbühnen der Welt auftretenden klassischen Pianisten Sebastian Knauer.“ Nach der Pressekonferenz mit den beiden Botschaftern schoss die bundesweite Berichterstattung über „Aus der Stille in den Klang“ enorm in die Höhe, im Print wie auch online.

Und es ging erfolgreich weiter: Gemeinsam mit dem NDR wurde nach einem weiteren Jahr ein Konzert in Hannover vor über 400 Zuschauern mit zehn Kindern unter Leitung von Elena Kondraschowa organisiert – es wurde, vor allem für die beteiligten Kinder und deren Eltern, ein voller Erfolg. „Das Konzert“, fährt Ute Friese fort, „war dann auch Bestandteil eines ARD/NDR-Dokumentarfilms zum Projekt „Aus der Stille in den Klang“. Danach war der Tenor aller Beteiligten, es muss einfach weitergehen! Mit den schon aktiven Kindern, neuen, mithin noch jüngeren Kindern war das Projekt nun reif, weit über die Grenzen von Hannover getragen zu werden. Auch der Unterricht der neuen Kinder wird wissenschaftlich begleitet und es wurden Stiftungen identifiziert, die dieses außergewöhnliche Musik-Projekt künftig fördern wollen, mit und neben Aktion Kindertraum. Gegenwärtig sind es die Kroschke-Stiftung und SOZIOVATION Förderer, aber es sieht gut aus, dass noch andere Stiftungen dazustossen.

Geduld war gefragt, immer wieder

„Und nun sollen überregional und national interessierte Pädagogen, Studierende, weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Musiklehrerinnen einbezogen werden“, berichtet Ute Friese. Nach den diesjährigen Sommerferien wird es einen ersten Workshop geben, um die Methode von Elena Kondraschowa auf diesem Wege in die Welt zu tragen. Von Anfang an verantwortlich als Projektleiterin für „Aus der Stille in den Klang“ war die langjährige Mitarbeiterin von Aktion Kindertraum, Helga Berndmeyer. Sie hat den Fortgang des Projektes gerade in der doch bisweilen dunklen Corona-Zeit forciert und immer wieder und wieder angeschoben. „Da mussten wir alle sehr, sehr viel Geduld haben während der Pandemie. Ein ums andere Mal wurde der Start in der Hartwig-Claußen-Schule verschoben.“, sagt Helga Berndmeyer und fügt hinzu: „Auch wenn das manches Mal frustrierend war, wir haben bei Aktion Kindertraum immer an dieses Projekt und die Arbeit von Elena Kondraschowa geglaubt.“

Besonders beeindruckt haben Helga Berndmeyer nicht nur die musikalischen Fortschritte der Kinder. Zudem wurden und werden kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Lernen, Erinnerung oder Orientierung im Unterricht sichtlich und hörbar vorangebracht. „Sogar viele Eltern sind sehr positiv überrascht, wie gut und kontinuierlich sich ihre Kinder durch diesen Musikunterricht und den unglaublich kreativen Spirit von Elena Kondraschowa weiterentwickeln.“, betont Helga Berndmeyer. Gegenwärtig ist sie unter anderem dabei, mit weiteren interessierten Musik-Pädagogen und Pädagoginnen die erwähnten Workshops auf die Beine zu stellen. „Sie können ein sehr wichtiger Baustein sein in der Weiterverbreitung dieser Musik-Methode für hörgeschädigte Kinder.“ Neben Schulen mit Schwerpunkten für hörgeschädigte Kinder kommen nun auch jüngere Kinder aus inklusiven Kitas für den Unterricht in Frage. Ziel ist es, dass hörgeschädigte Kinder den Weg in die Musikschulen finden.

Glückliche Kinderaugen, so schön

Sowohl Ute Friese wie Helga Berndmeyer sind sich sicher, dass „Aus der Stille in den Klang“ künftig, nicht zuletzt mit Hilfe der Botschafter Sebastian Knauer und Mousse T, weiter seine Mut machende Wirkung entfalten wird. Auch die wissenschaftliche Begleitung durch Dr. Angelika Illg und Prof. Anke Lesinski-Schiedat (beide vom Deutschen Hörzentrum der MHH) wird weitergehen. Zu schätzen weiß dies auch Elena Kondraschowa, die Initiatorin und pädagogische Leiterin des Projektes. Für sie „gibt es allerdings nichts Schöneres als die Kinder und deren Freude im Unterricht live zu erleben. Das macht mich und besonders die Kinder immer wieder glücklich.“ Und was könnte wohl schöner sein als in glückliche Kinderaugen zu blicken, denen sich völlig neue Musik- und Kommunikationswege und damit völlig neue Lebens-Perspektiven auftun? Eben… deswegen wird Aktion Kindertraum weiterhin „Aus der Stille in den Klang“ eine lokale, regionale und nationale Stimme verleihen.

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